Mit der beginnenden Industrialisierung Mitte des 19.Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt Halle sprunghaft zur Industriestadt. Die Wohnungen waren eng, die Luft in der Stadt wurde durch die vielen Fabriken immer schlechter. Nach einer Arbeitswoche von bis zu sechs Tagen mit zu 12stündiger Arbeitszeit brauchten die Menschen Erholung. So entwickelte sich in dieser Zeit eine rege Ausflugs­bewegung in die Natur. Man nutzte den freien Sonntag zunehmend zur Erholung und Entspannung außerhalb der beengten Wohnungen. Bei diesen sonntäglichen Spaziergängen im Grünen wurde die Festtagskleidung getragen. Als Zielpunkte sol­cher Familienausflüge wählte man bei schönem Wetter Kaffeegärten oder Ausflugslokale im Freien. Es entstanden in der näheren Umgebung und teiweis auch in der Stadt selbst große Ausflugslokale mit teilweise mehreren tausend Sitzplätzen, die bei jedem Wetter Ziel von Ausflügen werden konnten. So gab es um die Jahrhundertwende in Giebichenstein, in Kröllwitz und in der Dölauer Heide eine ganze Anzahl von großen Ausflugsgaststätten, in die sich das Peißnitzhaus mit einreihte.

Mit dem Rückkauf der idyllischen Peißnitz im Jahr 1884 plante die Stadt Halle, die Insel als Erholungsort für die Bevölkerung zu nutzen. Die bereits unter dem zwischenzeitlichen Eigentümer Barthels begonnene Umgestaltung der Insel zum Erholungspark wurde fortgeführt. Das damals sehr berühmte Felsentor neben dem Peißnitzhaus soll auch schon vorhanden gewesen sein...

1821-1884 - in privater Hand

Die Insel ist in Privatbesitz.

Domänenpächter
Bartels ist Besitzer der Insel und beginnt mit der Anlage einer Parklandschaft (z. B. Felsentor am Peißnitzhaus, Jagd- und Fortsthaus, wo Besucher auch Milch und Kaffee einnehmen konnten).

An der Stelle des heutigen Peißnitzhauses steht ein Aufseherhaus für die Parkverwaltung.

1890 - das Provisorium

Mit dem Rückkauf der idyllischen Peißnitz im Jahr 1884 plante die Stadt Halle, die Insel als Erholungsort für die Bevölkerung zu nutzen. Die bereits unter dem zwischenzeitlichen Eigentümer Barthels begonnene Umgestaltung der Insel zum Erholungspark wurde fortgeführt. Das damals sehr berühmte Felsentor neben dem Peißnitzhaus soll auch schon vorhanden gewesen sein.

Um für Besucher einen bequemen Zutritt zu schaf­fen, wurde 1890 etwas südlich der heutigen Brücke über die Schiffsaale eine Pen­delfähre mit Drahtseil eingerichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es keinen Zugang zur Insel über die Hauptsaale gegeben. Die Peißnitz war nur im Süden von der Mansfelder Straße von der damaligen Insel Sandanger über die Saubrücke und von Westen über die Gutsbrücke zu erreichen. Die schon 1885 geplante Brücke von der Ziegelwiese über die Hauptsaale wurde erst 1899 fertig gestellt.

Ebenfalls 1890 wurde zunächst das, an der Stelle des heutigen Peißnitzhauses befindlichen, Aufseherhaus abgerissen und ein provisorisches zweistöckiges Wirtshaus errichtet. Die­ses Gebäude besaß in jedem Stockwerk zwei Gastzimmer.

Das provisorische Gasthaus sollte schon nach kurzer Zeit einem prächtigen Ball- und Gesellschaftshaus weichen. Zunächst kam es zu mehreren kontroversen und heftigen Debatten in der Stadtverordnetenversammlung, da die Errichtung eines so großen Gesellschafts­hauses zu kostspielig erschien.

1891 - Planung und Baubeginn

Das provisorische Gasthaus sollte schon nach kurzer Zeit einem prächtigen Ball- und Gesellschaftshaus weichen. Zunächst kam es zu mehreren kontroversen und heftigen Debatten in der Stadtverordnetenversammlung, da die Errichtung eines so großen Gesellschafts­hauses zu kostspielig erschien.

Ende 1891 beschloss der Stadtrat dann, das alte Wirtshaus wieder abzureißen und dafür das neue große Restaurationsgebäude zu bauen. Der Architekt Anton Kreke lieferte am 1. März 1892 die Pläne für das Haus. Die Ausführung begann kurzfristig durch die Baufirma Karl und Paul Klepzig. Am Bau waren ausschließlich hallesche Meister beschäftigt. Das Material kam aus den Jordanschen Brüchen bei Brachwitz. Im Juni 1892 war das Erdgeschoß fertig.

2./3. April 1892 - das Haus ist fertig

Bereits im Frhjahr 1893 war der komplette Bau vollendet und konnte am 1.April, zum Osterwochenende, unter dem damaligen Pächter und Wirt Friedrich Klopf­fleisch eingeweiht werden. Die Saale-Zeitung vom 4. April 1893 berichtete von einer „wahren Völkerwande­rung im Saaletal", die „von prächtigem sonnigen Wetter und milder Frühlingsluft ausgelöst" worden sei. Der Andrang soll so groß gewesen sein, dass die Bedienung nicht ausreichte und viele Besucher auf andere Lokale in der Umgebung ausweichen mussten.

Die Wirt­schaft wurde in den ersten Jahren für 25 000 Mark verpachtet. Später ging die Pacht auf 15000 Mark zurück. Grund hierfür waren Umsatzrückgänge, für die unter anderem die Gemeinde Kröllwitz verantwortlich war, weil sie die Weinbergbrücke (heute Schwanenbrücke) von der Peißnitz zum Weinbergufer errichten ließ. So konnten die Gäste, die über die Fähre kamen, direkt über die Peißnitz, durch das Felsentor hindurch und über die neue Brücke hinweg das jenseitige Ufer erreichen und dort den Weinberg und die Heidelokale besuchen. Da auch Neueröffnungen und Vergrößerungen anderer Wirtschaften - zum Beispiel der Bergschenke - Gäste abzogen, sank die Pacht letztlich auf 6000 Mark.

1902 - ein neuer Pächter

Im Jahr 1900 wurde nach einer Neuausschreibung Hermann Schroeter der neue Pächter der Restauration. Schroeter führte die Gastwirtschaft bis zur Schließung des Hauses als Gastwirtschaft im Jahr 1923.

1903 wurde südlich des Gesellschaftshauses eine große Kolonnade errich­tet. Der, den Biergarten im Süden begrenzende Bau bestand ursprünglich aus einem sechseckigen Mittelpavillon, zwei viereckigen Pavillons an den Seiten und zwei Langbauten, die die drei Teile verbanden. Die Fachwerkkonstruktion war zur zum Haus hin offen.

Im Jahr 1921 endet der ordentliche Mietvertrag mit Hermann Schroeter ohne Kündigung. Durch behördliche Versäumnisse wird der Vertrag durch das Mieteinigungsamt auf unbestimmte Zeit verlängert. Das liegt jedoch nicht im Interesse des Magistrats der Stadt, der bereits im Januar 1922 „zum Zwecke der vorbeugenden Tuberkulose-Bekämpfung“ eine Schlaferholungsstätte für Kinder in der „Peißnitz-Wirtschaft“ plant. Durch das notbedingte, aber verbotene Fällen eines Baumes am Peißnitzhaus zur Gewinnung von Brennholz, wird der Wirt Hermann Schroeter am 22.12.1922 zu einer zweiwöchigen Haftstrafe verurteilt. Die Stadt kündigt wegen „Vertrauensmissbrauchs“ den Mietvertrag zum 1. April 1923. Trotz Widerspruch Schroeters wird das Gasthaus an diesem Datum endgültig geschlossen.

1923 - die neue Nutzung als Sommerschule

Bereits am 8.Mai 1923 erteilte der Magistrat die Genehmigung für fünf Klassen in der so genannten Sommerschule, später auch als Wald- und Erholungsschule genannt, auf der Peißnitz. Dazu wurden im Juli desselben Jahres drei Wohnungen im Obergeschoß eingerichtet. Die Schule war dort bis 1934 untergebracht und sollte dann nach Beesen (bei Ammendorf) umziehen. Wahrscheinlich wurde die Schule jedoch aufgelöst, da sich ihre Spur verliert.

1934 erfuhr das ehemalige Restaurationsgebäude eine Umgestaltung, um für die hallesche Hitlerjugend ein „eigenes Heim" zu schaffen. Dabei kam es zu Umbauten für die "Zwecke des Jungvolkes: im großen Saal wurde eine Zwischendecke eingezogen, um ihn von beiden Etagen aus nutzbar zu machen. Schulungs- und Tagesräume entstanden, Schlafzimmer und Duschen wurden eingebaut, im oberen Saal eine große Bühne errichtet.

Zur Begehung des oberen Saales wurde am Turm eine neue Treppe angebaut. Das führte dazu, dass der Turm nicht mehr separat als Aussichtsturm nutzbar war.
Die Peißnitz verlor 1934 ihren slawischen Namen und wurde fortan offiziell „Nachtigalleninsel" genannt, obwohl befragte Historiker dies zum „romantischen Beinamen“ der Insel erklärten. Den Zweiten Weltkrieg überstand das einstige Gesellschaftshaus ohne größere Schäden.

1945 - Internatsschule und Krankenhaus

Im Dezember 1945 wurde das Gebäude zu einer Internatsschule umfunk­tioniert. Die Antifaschule „Schulgemeinschaft auf der Peißnitz" betreute und unterstützte Jugendliche, die selbst oder deren Eltern Opfer des Faschismus geworden waren. 1946 kam es erneut zu Umbauarbeiten, bei denen in der ersten Etage Kran­kenzimmer eingerichtet wurden.

1947 - die Kultur zieht ein

Am 15.Mai 1947 schloss die Stadt Halle einen Pachtvertrag mit der sowjetischen Besatzungsmacht zum Zwecke der Nutzung der ehemaligen Peißnitz-Wirtschaft als Kulturhaus der sowjetischen Streitkräfte. Zusätzlich wurden auch erstmalig die Ländereien östlich und nördlich des Hauses (bis zur Peißnitznordspitze) zur Errichtung eines Kulturparkes verpachtet. Das Gelände wurde eingezäunt und durfte nur von sowjetischen Militärangehörigen betreten werden. Neben Karussells und diversen Springbrunnen waren auch mindestens zwei Bühnen und ein Pavilloncafé auf der Nordspitze Bestandteil des Parks.

1950 - die Zeit als Pionierhaus

1950 beschloss das Politbüro des ZK der SED, „Paläste für Kinder und Schüler zu schaffen". Anlässlich des Internationalen Kindertages am 1. Juni 1950 wurde das Haus samt Park von der sowjetischen Armee an die Pionierorganisation als erstes Bezirkspionierhaus der gerade gegründeten DDR übergeben.

Das Gebäude wurde nach erneuten Umbauten 1952 als Landesklubhaus der Jungen Pioniere wiedereröffnet. Das Pionierhaus, das 1967 den Namen „Fritz Weineck" erhielt, war 1966 über einen längeren Zeitraum aufwendig restauriert worden, eine Maßnahme, in deren Folge ein Militärkabinett und der Verkehrsgarten entstanden.

Fast 1000 Pioniere besuchten hier wöchentlich je nach Interessen die Arbeitsgemeinschaften in den Gebieten Naturwissenschaften und Technik, Kunst, Sport und Touristik.

Im Laufe der Zeit gehörten insgesamt drei Pio­nierschiffe ("Seid Bereit", "Fritz Weineck I" , "Fritz Weineck II") zum Haus, die regelmäßige Fahrten auch in Pionier- bzw. Ferienlager übernahmen sowie junge Matrosen in ARbeitsgemeinschaften ausbildete. Weiterhin wurde mit Hilfe der Deutschen Reichsbahn die Rundstrecke der Pioniereisenbahn (heute Peißnitzexpress) geschaffen. Die sorgt seit dem 12.6.1961 für zusätzliche Abwechslung in der Freizeit der Kinder als Fahrgäste aber auch als Arbeitsgemeinschaft junge Eisenbahner. Heute verkehrt die Bahn als "Peißnitzexpress" und gehört der Stadt Halle.

1984 - die Vorwendezeit

1984 wurde eine Großküche im Ergeschoß für die Schulspeisung der damals eigenständigen Stadt Halle-Neustadt eingerichtet.

Im Sommer 1989 wurde das Pionierhaus wegen einer umfanreichen Komplettsanierung geschlossen. Das Ziel war die Wiedereröffnung zum 100. Geburtstages des Haus im Jahr 1993. Die vielen Arbeitsgemeinschaften wurden auf Schulen und andere Einrichtungen im Stadtgebiet verteilt. Bekanntestes Beispiel ist die heutige Singschule am Konservatorium der Stadt Halle, die mit ihrem Kinder- und Jugendchor der Stadt Halle einen zentralen Probenstand u.a. im ehemaligen Pionierhaus hatte.

1990er - der Tiefpunkt

Anfang 1990 wurden die Sanierungsmaßnahmen vermutlich eingestellt, das Haus nicht baulich gesichert. Schon nach kurzer Zeit berichteten Zeitungen von zerschlagenen Fenstern, defektem Dach, verfaulten Balken und aufgeschwemmtem Parkett. Die Küche der Schulspeisung wird 1993 geschlossen.

Erst 1995 sicherte die Stadt das Gebäude und ließ Fenster und Türen zumauern. Inzwischen war es mehrfach zu Vandalismus und Plünderungen gekommen, dreimal ent­standen Brände, die aber keine größeren Schäden verursachten. Trotz dieser Zer­störungen befindet sich die Bausubstanz in relativ gutem Zustand, die schöne holz­getäfelte Decke des Saales hat die vergangenen Jahre fast unversehrt überstanden. Die Stuckdecken sind durch verschiedene Wasserschäden zum Teil zerstört.

Seit 1994 versucht die Stadt, das immer mehr zerstörte Haus an potentielle Käufer abzugeben. Unter anderem hatte auch der bekannte Schlagersänger Drafi Deutscher Interesse an dem Haus. Ein Kaufvertrag kam bisher jedoch nie zustande. Gründe liegen vermutlich auch in der eingeschränkten Erreichbarkeit im Individualverkehr, da die Insel als Landschafts- und Naturschutzgebiet für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist.

Seit 2003 versucht der Peißnitzhaus e.V. das Schlösschen auf der Peißnitz wieder zu beleben. Wie man inzwischen sehen kann, sind wir dabei auf einem guten Weg.

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